Im Jahre 1963 begann HATRA mit der Entwicklung von Vollhydraulikbaggern. Das Unternehmen betraute zu dieser Zeit Karl-Heinz Ullmann, der bereits über viel Erfahrung im Bereich der Hydraulik bei Baumaschinen hatte. Er entwickelte z.B. die ersten Liebherr Hydraulikbagger und wurde nun mit der Konstruktion neuer HATRA Baumaschinen beauftragt.
Ende 1964 wurden die ersten HATRA Vollhydraulikbagger als Prototypen auf dem Erprobungsgelände in Pöppendorf getestet. Es handelte sich dabei um die Raupenbagger HRB 80 (80 PS / 14.800 kg) und HRB 50 (54 PS / 11.400 kg) sowie die Mobilversionen HMB 80 (80 PS / 13.400 kg) und HMB 50 (54 PS / 10.300 kg).
Ab 1965 waren die Vollhydraulikbagger serienreif und ergänzten das HATRA Baumaschinenprogramm. Die ersten Maschinen waren die Typen R 60, M 60, R 80 und M 80. Die kleineren Bagger R 40 und M 40 folgten ab 1966. Der Moorraupen-Spezialbagger R 80 M mit hydraulisch, jeweils um 12° verstellbarem Unterwagen wurde 1968 vorgestellt und ab 1969 wurde der R 100 zur Serienreife gebracht. Größter Bagger war zu dieser Zeit der R 120. HATRA Vollhydraulikbagger konnten wahlweise mit luftgekühlten Deutz-Motoren oder mit wassergekühlten Ford-Motoren ausgestattet werden.
Als Prototypen erschienen die Typen M 40 B*, R 80 B, M 80 B und M 100.
Ab 1966 wurden HATRA Vollhydraulikbagger auch an den schwedischen Baumaschinenhersteller Kockum-Landsverk geliefert. Ein Kooperationsvertrag sah die Lieferung nach Skandinavien vor. Die Maschinen erhielten dann eine andere Bezeichnung und wurden mit Ford-Motoren ausgeliefert. Nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten gelangten insgesamt 215 Bagger nach Schweden.
Bagger von Kockum-Landsverk aus schwedischer Produktion wurden jedoch nicht von HATRA in Deutschland angeboten.
Die Erfahrungen aus den harten skandinavischen Verhältnissen bewog HATRA, den Prototyp des R 100 ausgiebig im Schwedenwinter 1967/68 zu testen.
HATRA-Innovation: Bereits 1969 verfügte der R 100 über eine fingerleichte Servobedienung. Er erhielt 1969 die von der Hannover-Messe verliehene Auszeichnung "if-Die gute Industrieform". Der R 80 M verfügte bereits 1968 über eine mechanische Schnellwechseleinrichtung für die Arbeitswerkzeuge.
Vollhydraulikbagger
Typ | Gewicht (kg) | Motorleistung (PS) | Löffelinhalt (m³) | Baujahr |
R 40 | 10.100 | 48 | 0,4 | 1966-68 |
M 40* | 9.100 | 48 | 0,4 | 1966-70 |
R 60 | 13.700 | 64 | 0,6 | 1965-70 |
M 60 | 12.200 | 64 | 0,6 | 1965-70 |
R 80** | 16.900 | 82 | 0,8 | 1965-70 |
M 80*** | 14.400 | 82 | 0,8 | 1965-70 |
R 80 M | 19.600 | 96 | 0,8 | 1968-70 |
R 100 | 20.000 | 100 | 1,0 | 1969-70 |
R 120**** | 25.000**** | 145 | 1,2 | 1969-70 |
Stückzahlen: *29, ** 82, ***82, ****5
(Angaben unter Vorbehalt)
Am 01. Februar 1970 wurde die Baggerproduktion (Werk I) an die Rheinischen Stahlwerke verkauft, welche die Maschinen ins bereits vorhandene Hanomag-Baumaschinenangebot eingliederten. HATRA hatte zu diesem Zeitpunkt bereits das Baggerprogramm überarbeitet und verbessert. So erhielten die Bagger u.a. verstärkte Ausleger. In der Schweiz wurden die Baggertypen R 60, M 60 und R 100 unter der Markenbezeichnung Rheinstahl verkauft.
In Travemünde wurden jedoch nur noch die HATRA Typen R 60 (145 Maschinen), M 60 (201 Maschinen), R 80 M und R 100 (181 Maschinen) weitergebaut. Parallel wurde der RUB-Bagger R 70 in Travemünde montiert. Ebenso stammt der nur in wenigen Stückzahlen gebaute R 91 (7 Maschinen) aus Travemünde. Der Service und die Ersatzteilversorgung für HATRA Vollhydraulikbagger wurde von Rheinstahl Hanomag übernommen.
Die HATRA-Prototypen M 40 B*, M 80 B und R 80 B wurden jedoch niemals von Hanomag angeboten. Lediglich einzelne Prototyp-Unikate wurden in der Übergangszeit verkauft.
*(Wurde 1969 auf der Industriemesse in Hannover gezeigt.)
Rheinstahl Hanomag lieferte bis 1972 noch weiter Bagger an Kockum-Landsverk, bis dort die Baggerproduktion nach der Übernahme durch den Baggerhersteller Åkermans eingestellt wurde.
Auch in Travemünde wurden ab jetzt keine Hanomag-Hydraulikbagger mehr gebaut.
Der letzte, auf eine HATRA-Konstruktion basierende Bagger, war von 1974-76 der Massey Ferguson MF 650. Das von HATRA entwickelte Fahrerhaus wurde von Hanomag und Eder modifiziert und für nachfolgende Baggerserien noch bis in die 1980er Jahre verwendet.