HATRA Schwenklader im Militäreinsatz

Neben dem Einsatz in der Bauwirtschaft erlangten die HATRA Schwenklader SL 150 und SL 125 vor allem als Pioniergeräte der Bundeswehr und später auch anderen Armeen eine große Bedeutung.

 

Als nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland auch der Aufbau der Bundewehr begann, war es selbstverständlich, dass man in das Programm der Ausstattung mit modernen Baumaschinen auch Schaufellader mit aufnahm.

 

Zunächst wurden bekannte und handesübliche Maschinen beschafft, die für die erste Zeit vor allem der Pioniertruppe eine praktische Ausbildung für die Aufgaben des Erd- und Straßenbaus ermöglichen sollten. Im Laufe der Jahre waren inzwischen auf pioniertechnischem Gebiet genügend Erfahrungen gesammelt worden, aus denen weitere Forderungen für die Zukunft festgelegt werden konnten. Bevor diese Forderungen, die den Einsatz von Schaufelladern auf pioniertechnischem Gebiet regelten, für die Entwicklung einer militärisch brauchbaren Baumaschine verwirklicht wurden, wurde die Forderung auf die Herstellung eines sogenannten Feldumschaggerätes (FUG) erhoben, das als Hebe- und Fördermittel - im erweitereten Sinne als "geländegängiger Gabestapler" - im feldmäßigen Einsatz für die Versorgung der Streitkräfte von großer Bedeutung war.   

 

Die Bundeswehr suchte ab 1956 nun zum Aufbau ihrer Pioniereinheiten ein geeignetes Feldumschlaggerät, da die Menge des umzuschlagenden Versorgungsgutes vor Jahr zu Jahr zunahm. Während in stationären Depots ohne weiteres auf die in der Industrie üblichen Gabelstapler zurückgegriffen werden konnte, musste für den Feldumschlag, d.h. für einen Umschlag in feldmäßig angelegten Depots und in den Versorgungspunkten ohne feste Wege und Plätz nach einem geeigneten Gerät gesucht werden. In die Auswahl kamen ausschließlich deutsche Fabrikate, die eine entsprechende Leistung vorweisen konnten. Nach Versuchen mit Schaufelladern von Kaelble (SL 600, SL 1451 und SL 2651) sowie Zettelmeyer (Europ L 2000) erwies sich der HATRA SL 150 Schwenklader als vorteilhafter gegenüber den konventionellen Maschinen. Und auch wenn bauartbedingt eine höherer Anschaffungspreis und ein höherer Wartungsaufwand zu erwarten war, fiel die Wahl auf HATRA.  

 

Die weiteren Anforderungen waren zudem, dass das neue Pioniergerät der Truppe im Kolonnenmarsch als Selbstfahrer folgen konnte. Das bedeutete die Erfüllung der Forderung nach einer Marschgeschwindigkeit von etwa 55 km/h in der Spitze. Für den Einsatz auf feldmäßigen Depots musste aber auch ein hoher Anspruch an die Geländegängigkeit gestellt werden.

 

In Anlehnung an den für die Bauindustrie entwickelten HATRA SL 150 entstand so das erste Feldumschaggerät der Bundeswehr. Es war nach seiner Verwendung zunächst ein "geländegängiger Gabelstapler", mit dessen Hilfe das palettierte Versorgungsgut ungeschlagen werden sollte.

 

Für den Einsatz beim Feldumschlag waren dem Gerät folgende Anbauteile beigegeben:

 

- Gabelvorsatz

- Gabelzinken, umsetzbar um 180 Grad

- Kranhaken auf Gabelzinken, verschiebbar und feststellbar 

 

Um aber der Truppe bei der Anlage von Versorgungspunkten die Möglichkeit zu eben, ohne fremde Hilfe und ohne Anforderung irgendwelcher Erdbaumaschinen sich selbst zu helfen, Planierungsarbeiten vorzunehmen, Gräben zu ziehen und zuzuschütten, Wege anzulegen, Trümmer zu räumen und gegebennenfalls auch Schutzanlagen herzustellen sowie Deckungslöcher auszuheben und auch Schnee zu räumen, war jedes Feldumschlaggerät noch mit einer

 

- Schaufel mit 1,5 Kubikmeter Inhalt und 2,40 Meter Breite

 

ausgestattet. Das HATRA Feldumschlaggerät wurde dadurch zu einem Mehrzweckgerät - die Hauptaufgabe war jedoch immer der Umschlag. Nach den entsprechenden Erfahrungen, die unterschiedliche Truppenversuche gebracht haben, wurde das Feldumschlaggerät zu rund 80 Prozent bei Umschagsarbeiten eingesetzt. 20 Prozent waren Hilfsarbeiten, bei denen die Schaufel zu Einsatz kam.

 

HATRA SL 125 (FUG) vor Auslieferung an die Bundeswehr

Nach ersten erfolgreichen Versuchen mit dem HATRA SL 150 wurde nun der speziell auf die Belange des militärischen Einsatzes konzipierte SL 125 vorgestellt. Auffällig war das auf der Motorverkleidung befindliche 320 kg schwere Reserverad. Dieses konnte im Notfall durch die 360 Grad durchschwenkbare Ladeeinrichtung selbstständig gehoben und in die gewünschte Position gebracht werden. Ein weiteres Novum war die Fahrerkabine, die jeweils zwei Personen Platz bot um den Dauereinsatz des SL 125 sicherzustellen.

 

Alle Anbaugeräte und das Zubehör wie Waffen und Tarnnetz waren auf dem Gerät verlastet. Dadurch war das FUG unanhängig von anderen Fahrzeugen und konnte jederzeit selbständig eingesetzt werden.

 

Bei der Auswahl der Fahrer wurde darauf geachtet, dass diese im Besitz des damaligen Führerscheins der Klasse C waren und genügend Fahrpraxis nachweisen konnten. Zudem musste das Personal eine Mindestdienstzeit von drei Jahren haben. Die Ausbildung für den Erwerb des Berechtigungsscheins zum Betrieb des FUG der Bundesehr dauerte vier Wochen (172 Stunden).  

 

Mehr als 1650 Einheiten lieferte HATRA von 1961 bis 1964 an die Bundeswehr. Bis zum Jahre 1980 blieben sie als FUG (später FAG) im Einsatz. Regelmäßig wurden die Schwenklader in den HATRA Werken Travemünde und Dillingen nach den strengen Vorgaben der Bundeswehr instandgesetzt. Ab 1973 übernahmen die Industrewerke Saar diese Aufgabe.

HATRA SL 125 (FUG) in den Abmessungen

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