Bereits Anfang der 1950er Jahre begann HATRA mit der Entwicklung eines Schaufelladers, der über eine 180° schwenkbare Ladeanlage verfügte. Der Lader hatte bereits Allradlenkung, Allradantrieb und vier gleichgroße Räder. Das Gewicht der Maschine betrug rund 8.000 kg, die Motorleistung 60 PS. "Die solide Bauweise und der starke Dieselmotor verleihen dem Gerät eine große Zug- und Schubkraft. Die Lenkung kann wahlweise auf Vorder- bzw. Hinterradlenkung umgeschaltet werden. Die eingebaute Flüssigkeitskupplung bewirkt stoßfreies Anfahren und vermeidet Störungen am Motor und Getriebe durch Überlastung bei schwersten Einsätzen.", lautete die Beschreibung über den Prototyp. Technische Eigenschaften, die auch in weiteren Entwicklungen zu finden waren.
Im Jahre 1954 stellte HATRA die erste serienreife Erdbaumaschine vor. Der HATRA Schwenkschürflader - damals noch ohne Typenbezeichnung - verfügte bereits über alle Vorteile dieser Maschinenbauart: Allradantrieb, Allradlenkung, 360° schwenkbare Ladeanlage und eine für Baumaschinen ungewöhnlich hohe Fahrgeschwindigkeit von 42 km/h. Ein Jahr später folgte der SL 150.
1961 erhielt der Schwenklader bei HATRA ein neues Design und wurde ab dann als SL 125 angeboten. 1963 wurde der Schwenklader parallel als SL 225 für den zivilen Einsatz angeboten.
Nach ausgiebiger Erprobung entschied sich die Bundeswehr ab 1961 die Schwenklader als Feldumschlagsgerät (FUG) bzw. später als Feldarbeitsgerät (FAG) anzuschaffen. Insgesamt wurden 1650 Maschinen ausgeliefert. Der HATRA Schwenklader wurde somit bis heute zur populärsten Baumaschine aus Travemünde. Auch andere Länder entschieden sich für den SL 125 als Pioniergerät. Neben Algerien bezogen die Armeen von Österreich und Schweden Maschinen von HATRA.
Größere Stückzahlen erhielt auch die Deutsche Bundesbahn für den Gleisoberbau. Ab 1963 wurde der Schwenklader parallel auch als SL 225 für den zivilen Einsatz angeboten. Insgesamt wurden 300 Maschinen an die Bauwirtschaft geliefert.
Zur Bekanntheit des SL 125 trug sicherlich auch die Verbreitung als Matchbox-Modell bei. Ab 1965 war der Schwenklader im Modellprogramm des englischen Herstellers Lesney in zwei Maßstäben weltweit erhältlich und ist damit bis heute nicht nur Fachleuten ein Begriff.
Der HATRA SL 125 wurde speziell für die Anforderungen der Streitkräfte entwickelt: Vielstoffmotor, 55 km/h Marsch-Geschwindigkeit und vielseitige Verwendbarkeit. Als Arbeitsaustrüstung standen neben der Ladeschaufel und Stapelgabel Tieflöffel und Greifer zur Verfügung. Als Prototypen wurden eine Grabenfräse (entwickelt von LMG, Lübeck) und ein Kran (TW 521, entwickelt von Wilhag, Langenfeld) erprobt. Mit einem Planierschild (entwickelt von Frisch, Augsburg) konnte der SL 125 auch als Radplaniergerät eingesetzt werden.
Parallel stellte HATRA 1962 den kleineren SL 80 vor, der sowohl als Schwenklader als auch als konventioneller Schaufellader angeboten wurde. Im gleichen Jahr ergänzte zudem der SL 200 mit kurzer Ladeanlage und Parallelkinematik das Programm. Beide verschwanden jedoch kurzfristig wieder.
Nach dem Prototyp FL 60 erschienen ab 1964 die Schaufellader FL 50 E (Einzelachs-Frontangetrieb) und FL 50 A (Allradantrieb) mit Voith-Getriebe, die den Auftakt zu einer sehr erfolgreichen Radladerserie bildeten. Äußerlich unterschieden sich die beiden Versionen dadurch, dass der FL 50 E kleinere Heckräder besaß und somit auch über einen geringeren Wenderadius (4.900 mm) verfügte als die Allradversion (5.400 mm). Ab 1965 wurde dann nur noch die Allradversion als HATRA 700 (später H 700) angeboten. Gegenüber seinem Vorgänger erhielt dieser Lader ein robustets ZF-Getriebe. Auch dieses moderne Maschinendesign stammte von Louis L. Lepoix und entsprach der HATRA Zweckform. Der Lader erhielt im Jahr seines Erscheinens die von der Hannover-Messe verliehene Auszeichnung "if-Die gute Industrieform".
Als Weiterentwicklung stellte HATRA ab 1969 den in allen Leistungsdaten verbesserten Schaufellader 700 L vor.
Der 700 L wurde auch mit einem verlängerten Hubgerüst angeboten. Ladeanlage und Zylinder wurden dafür um 400 mm verlängert. Dadurch erhöhte sich die Ausschütthöhe entsprechend.
Weitere Schaufellader waren die ab 1965 vorgestellten Typen 1000 und 1500.
Diese Lader wurden jedoch nur in kleiner Stückzahl gefertigt. Vom Typ 1500 wurden nur zwei Exemplare gefertigt. Die Produktionszahl des 1000 ist nicht bekannt.
Speziell für den Militäreinsatz entwickelte HATRA das Mehrzweckgerät ML 70. Es wurde u.a. bei der Schweizer Armee eingesetzt. Das ML 70 konnte als Schaufellader oder als geländegängiger Gabelstapler verwendet werden. Im ML 70 konnten zwei Personen mitfahren und es wurde eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h erreicht. Es blieb allerdings bei einer Kleinserie.
HATRA-Innovation: Schnellwechseleinrichtung bereits beim SL 150, Allradlenkung, die Typen 1000 und 1500 wurden schon 1965 als 40 km/h schnelle Lader angeboten
Schwenklader
Typ | Gewicht (kg) | Motorleistung (PS) | Schaufelinhalt (m³) | Baujahr |
HATRA | 10.000 | 96 | 1,5 | 1954 |
SL 80 | 7.500 | 72 | 0,8 | 1962 |
SL 150 | 11.000 | 125 | 1,5 | 1955-60 |
SL 125 | 12.000 | 125 | 1,5 | 1961-63 |
SL 200 | 13.000 | 110 | 2,1 | 1962 |
SL 225 | 13.500 | 131 | 1,6 | 1963-70 |
SL 225 B | 14.100 | 160 | 1,6 | 1970-72 |
Schaufellader
Typ | Gewicht (kg) | Motorleistung (PS) | Schaufelinhalt (m³) |
Baujahr
|
SL 80 | 7.200 | 72 | 0,8 | 1962 |
FL 50 E | 4.800 | 48 | 0,5 | 1964-65 |
FL 50 A H 700 |
4.800 | 48 | 0,5 | 1964-68 |
700 L | 5.500 | 58 | 0,7 | 1968-72 |
1000 | 7.500 | 87 | 1,1 | 1965 |
1500 | 11.000 | 115 | 1,7 | 1965 |
Mehrzweckgerät
Typ | Gewicht (kg) | Motorleistung (PS) | Schaufelinhalt (m³) | Baujahr |
ML 70 | 7.300 | 68 | 0,75 | 1965 |
Die Fertigung der HATRA Schaufellader wurde 1972 eingestellt und der Service für den Schwenklader SL 125 und SL 225 an die Industriewerke Saar in Dillingen abgegeben. Diese hatten in den folgenden Jahren überwiegend Instandhaltungen für die bei der Bundeswehr eingesetzten Maschinen übernommen.
In Lizenz wurde der SL 225 noch bis 1993 in China gebaut. Die Tianjin Engineering Machinery Factory fertigte den für den chinesischen Markt leicht veränderten Schwenklader als Typ Z-160.